Mittwoch, 23. Januar 2019

Die Veränderung von Layout und Design bei der Entwicklung neuer Journalistischer Darstellungsformen in Deutschlands Tageszeitungen

Im April nehme ich an einer Tagung zum Thema 'Nachrichtendesign' am bekannten Dortmunder Institut für Zeitungsforschung teil und werde dort Ergebnisse meiner Doktorarbeit präsentieren.

https://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/bildungwissenschaft/institut_fuer_zeitungsforschung/nachrichten_zi/nachrichten_detail_zi.jsp?nid=559144


Hier ein Auszug aus dem eingereichten Abstract:

Die Digitalisierung der Redaktionsarbeit sowie der Herstellung, des Drucks, des Vertriebs und der Rezeption von Zeitungen und einzelnen Zeitungsbeiträgen hat die Inhalte, die innere Struktur und die Gestalt eben dieser verändert: Die Darstellungsformen (Nachricht, Bericht, Reportage, Feature etc.) haben sich weiterentwickelt. Zugleich besteht hinsichtlich grundlegender Regeln für Darstellungsformen immer wieder Diskussionsbedarf in Journalismus und Journalistik – nicht zuletzt bei Fälschungsskandalen wie z. B. bei den Spiegel-Autoren Pfister im Jahre 2011 und Relotius im Jahre 2018. 
Im Vortrag werden die Fragen beantwortet, wie sich die Darstellungsformen in Deutschlands Tageszeitungen zwischen 1992 und 2012 verändert haben und ob neue Formen entstanden sind. Im Ergebnis zeigt sich, dass die empirisch vorzufindenden Darstellungsformen in vielen Fällen nicht den Lehrbuchregeln entsprechen, ihre jeweilige Vorkommenshäufigkeit sich über die Zeit verändert hat, ihre Vielfalt zugenommen hat und auch neue Formen entstanden sind. Da Zeitungen ihre Beiträge nach wie vor ohne größere Änderungen parallel online und in Print verbreiten, lassen sich Veränderungen der Darstellungsformen in beiden Bereichen beobachten. Entscheiden für Veränderungen waren Layout- und Designmerkmale, was sich u.a. daran ablesen lässt, dass eine gänzliche neue Darstellungsform sich vor allem aufgrund ihrer Optik von anderen Formen abhebt: Der umfassend gestaltete Lokalaufmacher. 
Darüber hinaus nimmt der Anteil kommentierender, meinender und reportageartigen Formen innerhalb der untersuchten 20 Jahre zu, genau wie der Anteil an Abbildungen, Spitzmarken und herausgehobenen Zwischenüberschriften sowie Infografiken. Hinzu kommt ein Trend zur inhaltlichen und optischen Portionierung. Man kann also insg. davon sprechen, dass die Zeitungen über die Zeit mehr visual storytelling betreiben und mehr Einstiegspunkte für eilige Leser anbieten (sog. second reading). 
Zeitungsinhalte werden durch diese inhaltlichen, strukturellen und optischen Veränderungen attraktiver und leichter rezipierbar, zugleich werden die Darstellungsformen zunehmend als Alleinstellungsmerkmale auf dem Zeitungsmarkt genutzt, was im Zusammenspiel mit mehr Meinung aber andererseits die Erwartungen eines Teils des Publikums an die Faktentiefe unterläuft. Zudem erleben einzelne Journalisten diese Entwicklung als Aufforderung, die Regeln der Darstellungsformen zu brechen oder zumindest neu zu bestimmen.

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