Wenn man sich den Beitrag des Deutschlandradios über die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) vor zwei Wochen in Mannheim anhört, könnte man denken, das Hauptproblem der Mediengesellschaft in Deutschland wäre die Nutzung von und der Umgang mit Facebook und anderen Social-Media-Unternehmen. Ein Blick ins Programm bestärkt diesen Eindruck.
Ich bin nicht davon überzeugt - und die vielen anderen Themenschwerpunkte im Programm machen das auch deutlich. Wenn die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft aber wirklich, wie in den Radio-Interviews befürwortet, an 'aktuellen Debatten' - und nicht nur an der über Facebook - teilhaben will, müssen entsprechende Themen (auf der Tagung z. B. Internet der Dinge, Medienvielfalt, Kommunikation unter Geflüchteten, Sportkommunikation, Extremismus in und mit den Medien; darüber hinaus aber bspw. auch Prekarisierung des Journalismus, Ökonomie und Regulierung alter und neuer Medienunternehmen oder Kinder- und Jugendschutz) prominenter auf der Jahrestagung platziert werden. Wie kann es sein, dass die Süddeutsche Zeitung aktuell über die TV-Sendung 'Germany's next topmodel' schreibt und im Artikel keine Expertise aus der DGPuK vorkommt? Das nur dem Autor anzukreiden, ist zu einfach.
Die wichtigen, kontroversen Themen brauchen auf Tagungen prominente Diskutanten aus Politik, Medienbranche, Interessensverbänden und auch mal ein Positionspapier der Fachgesellschaft oder zumindest einer Fachgruppe. Sonst läuft man Gefahr, in ein paar Jahren zurückzublicken und sich die Frage gefallen lassen zu müssen, warum mit so viel Forschung so wenig zur Verbesserung der Gesellschaft beigetragen wurde.
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